Irreführung statt Aufklärung

Nutri-Score ist Verbraucher-Schädigung

sup.- Foodwatch fordert einmal mehr die verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score. In der aktuellen Kritik der Essens-Ideologen an der Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die sie als wohlklingendes, aber folgenloses Papier der Ampel bezeichnen, wiederholen die Aktivisten ihre Forderung nach dem Score. Vom grünen A bis zum roten E soll die Packung signalisieren, wie gesund oder ungesund der Inhalt ist. Können die bunten Buchstaben das leisten?

Alle ernährungswissenschaftlichen Fachorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz halten das für ausgemachten Unsinn. Und auch in anderen europäischen Ländern lehnen führende Wissenschaftler die Ernährungs-Ampel ab. Der wichtigste Grund: Eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel hat keine wissenschaftliche Grundlage. Weil es keine evidenzbasierten Werte für die Einteilung in ein Punktesystem gibt, haben Ernährungs-Strategen diese nach eigenem Geschmack festgelegt. Hier haben selbst ernannte Eminenzen entschieden und nicht wissenschaftlich notwendige Evidenzen.

Für eine ausgewogene Ernährung sind die aufgenommenen Mengen, die der Score völlig ignoriert, die Zubereitung und vor allem die Kombination der verschiedenen Nahrungsmittel entscheidend. Farbige Signale auf der Packung greifen bei der Komplexität von Ernährung als Verbraucher-Information zu kurz. Im Gegenteil. Sie führen Verbraucher in die Irre, weil sie falsche Signale vermitteln. Zwei verzehrte Fertigpizzen mit einem leicht grünen B sind sicher keine gesunde Konkurrenz für wertvolles Olivenöl mit einem roten E, das zur inhaltlichen und geschmacklichen Verfeinerung von Speisen bei der Zubereitung genutzt wird.

Zudem hat der von den Ideologen gepriesene Score auch direkt negative Auswirkungen. Nach der bekannten Anorexia nervosa entwickelt sich jetzt eine neue Krankheit. Bei Menschen, die mit einer permanenten Angst leben, sich falsch zu ernähren, kann die Fixierung auf die bunten Punkte zu einer neuen Variante von Essstörungen führen. Nur grün gekennzeichnete Produkte kommen auf den Tisch, nicht solche mit rotem Punkt. Man könnte das als neue Form der Anorexie, als Score-Anorexie bezeichnen. Einen Nutzen für die Gesundheit gibt es nicht. Im Gegenteil. Der gute Geschmack, die Lust am Essen und nicht zuletzt wertvolle Nahrungsmittelbestandteile werden ausgegrenzt.

Eine fatale Score-Konsequenz ist auch das strategische Design von Lebensmitteln im Labor. Um in Richtung grüner Punkt zu kommen, werden die Nahrungsmittel von Lebensmittel-Technikern umgestaltet. Wertvolle Energie- und Geschmacksträger wie Zucker, Fett und Salz werden durch gehaltlose Ersatzstoffe ausgetauscht, um mit Rezeptur-Tricks den grünen Punkt zu erreichen. Lebensmittel werden wertloser, verlieren an Geschmack und der Verbraucher ist der Leidtragende. Manche Tricks, um das Score-Ranking zu verbessern, werden sogar initiiert und sanktioniert. Durch den Zusatz von preiswertem Protein, aktuell eine Modetrend, haben die Food-Designer eine offiziell geschaffene Möglichkeit, ein Lebensmittel beim Score aufzuwerten. Ein Fortschritt für die Qualität der Ernährung ist das nicht.

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Verwässern bedeutet verbessern?

Wie mit dem Nutri-Score getrickst wird

sup.- Ein Versehen? Oder ein Fehler im System? Ernährungsexperten wundern sich über die Wertungsergebnisse der neuen Nährwertkennzeichnung Nutri-Score. Wie kann es sein, dass beispielsweise Nudeln, die der Verbraucher selbst noch kochen muss, schlechter abschneiden als industriell zubereitete Nudelmahlzeiten aus der Konserve? Die irritierende Erklärung: Der höhere Wasseranteil der Fertiggerichte verschafft ihnen bei der Inhaltsanalyse einen Vorteil gegenüber der Trockenware. Auch wenn die Zugabe von Geschmacksverstärkern oder Konservierungsmitteln den Fettanteil verringert, lässt sich auf diese Weise die Farbskala des Nutri-Score in Richtung grün beeinflussen. Eine fragwürdige Einstufung also, die weniger mit gesundem Essen als vielmehr mit raffinierter Rezeptur zu tun hat. Der Wissenschaftspublizist Detlef Brendel, Autor des Buches „Schluss mit Essverboten“ (Plassen-Verlag), warnt deshalb davor, den Nutri-Score als Orientierungshilfe zu einer ausgewogenen Ernährung zu betrachten: „Er gefährdet sie sogar, weil aus der Summe vieler grün gekennzeichneter Produkte keine Ernährung resultiert, die insgesamt eine grüne Bewertung verdienen würde.“

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Seltsame Folgen des Nutri-Score

Wie Olivenöl plötzlich ungesund wurde

Seltsame Folgen des Nutri-Score

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sup.- Die mediterrane Küche gilt als besonders bekömmlich und gesund. Ein Speiseplan, in dem Obst, Gemüse und Fisch sowie Zubereitungen mit Olivenöl dominieren, scheint zudem gut geeignet als Vorsorgemaßnahme gegen Übergewicht. Wie kann es dann sein, dass die jetzt in Deutschland eingeführte Nährwertkennzeichnung Nutri-Score zu einem ganz anderen Ergebnis kommt? Dort landet ausgerechnet Olivenöl grundsätzlich im roten Bereich der fünfstufigen Bewertungsskala auf der Verpackung. Für die meisten Verbraucher hat das eine klare Signalwirkung: vorsichtshalber im Regal stehen lassen, denn dieses Öl ist ja offensichtlich ungesund! Jedoch hat bereits das Max-Rubner-Institut (MRI), eine Forschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, vor dieser Interpretation der neuen Produktkennzeichnung gewarnt. Nach Einschätzung der MRI-Wissenschaftler kann solch ein System „keine alleinige Orientierung für eine ausgewogene oder gesunde Ernährung sein“.

Hintergrund der seltsamen Einstufung ist nämlich die äußerst willkürliche Berechnungsgrundlage des Nutri-Score. „Die Kennzeichnung wird einigen nicht verarbeiteten Lebensmitteln, die an sich empfehlenswert sind, nicht gerecht“, erläutert die Stiftung Warentest das Verfahren: „Olivenöl zum Beispiel bekommt wegen seines Fettanteils von 100 Prozent eine schlechte Bewertung, aber für seine vorteilhaften ungesättigten Fettsäuren keinen Ausgleich.“ Damit wird das wesentliche Manko des Nutri-Score angedeutet: Weder alle im Produkt enthaltenen Komponenten noch die Gesamtzusammensetzung einer Mahlzeit und schon gar nicht die realistischen Verzehrmengen werden bei der Bewertung berücksichtigt. „Unter der Annahme, dass jemand die Literflasche genüsslich austrinkt, hätte das Öl die aufgedruckte Warnung verdient“, kommentiert der Wissenschaftspublizist Detlef Brendel, Autor des Buches „Schluss mit Essverboten“ (Plassen-Verlag): „Aber auch nur dann.“ Da dies aber in der Praxis wohl kaum vorkommt, wehren sich verständlicherweise vor allem die Mittelmeerländer, in denen Olivenöl produziert wird, gegen die marktverzerrende Einstufung: „Es ist ein Betrug an den Verbrauchern“, sagt Manuel Bajo, Sprecher der spanischen Olivenbauern, zum Nutri-Score. Sein Landsmann, der Ernährungswissenschaftler Juan Revenga, ergänzt: „Die Tatsache, dass ein System in mehr als einem Drittel der Fälle versagt, ist ein Grund, es zu überdenken.“

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