Kleiner Defekt, große Tragik

Die Verantwortung der Gene

Kleiner Defekt, große Tragik

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sup.- Es ist wünschenswert, wenn über einen Menschen gesagt wird, er habe gute Gene. Vom attraktiven Aussehen bis zu besonderen Begabungen gilt er dann als genetisch bestens veranlagt. Für ein positives Leben sind allerdings nicht nur die 46 Chromosomen in jedem Zellkern des Körpers, also die Erbinformationen, verantwortlich. Es gehört mehr dazu, ein berechnender Mathematiker oder talentierter Musiker zu werden.

Gendefekte dagegen können ein eigentlich gesundes Leben in ein dramatisches Leiden verwandeln. Es sind die genetisch bedingten und deshalb vererbbaren Krankheiten. Sie sind selten, weil die Natur hier einen besonderen Schutz entwickelt hat. Von den 46 Chromosomen, die Hälfte von der Mutter und die andere vom Vater vererbt, sind 44 paarweise vorhanden. So kann ein geschädigtes Gen parallel von dem zweiten ausgeglichen werden. Aber das funktioniert leider nicht immer. Ein krankes Gen kann dominant sein oder das Kind hat von beiden Eltern den identischen Gendefekt geerbt.

Solche Gendefekte führen häufig zu Stoffwechselerkrankungen. Es sind zumeist Seltene Krankheiten, die nur schwer diagnostiziert werden können. Für die Gesundheit relevante Enzyme können nicht gebildet werden, dadurch sind notwendige Abbauprozesse im Körper gestört und es kommt zu Ablagerungen mit erheblichen Schädigungen. Davon können alle Organe wie Lunge, Herz, Nervensystem, Augen und das Skelett betroffen sein.

Seltene Krankheiten, von denen in Deutschland rund vier Millionen Menschen betroffen sind, können mit ersten Symptomen bereits bei Kleinkindern, aber grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Eine direkte und zutreffende Diagnose durch Ärzte ist, wie der Krankheitsbegriff signalisiert, selten. Es dauert zahllose Arztbesuche und Arztwechsel bis die Diagnose nach erst durchschnittlich fünf Jahren gestellt wird. Wertvolle Zeit, die zur Behandlung verloren geht. Deshalb ist nicht nur Beharrlichkeit mit immer wieder neuen Untersuchungen, sondern auch Eigeninitiative bei der Recherche nach den tatsächlichen Ursachen erforderlich. Patientenorganisationen, deren Erfahrungen man nutzen kann, können dabei unterstützen.

Für Eltern und Betroffene, die während einer Ärzte-Odyssee eine genetisch bedingte Erkrankung vermuten, gibt es eine Organisation, die Informationen und Hilfe bietet. Die Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen e. V. ist unter www/mps-ev.de ein wertvoller Partner bei der Identifizierung solcher Krankheiten und deren Behandlung.

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Diagnose geht anders

Leiden durch Seltene Krankheiten

Diagnose geht anders

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sup.- Die Diagnose liegt eigentlich auf der Hand. Das Kind hat offenbar Ohrenschmerzen und Fieber. Die Eltern tippen auf eine Mittelohrentzündung und der Arzt bestätigt das. Dem Kind kann geholfen werden. Gut, wenn es so ist. Die Welt kommt schnell wieder in Ordnung.

Es gibt aber auch Fälle, in denen die Welt bei solchen Symptomen völlig aus den Fugen gerät. Nämlich dann, wenn es nicht bei der schnell zu kurierenden Ohrenentzündung bleibt und im ersten Lebensjahr öfter Infekte mit teilweise schweren Verläufen bis hin zur Lungenentzündung auftreten. Der Kinderarzt diagnostiziert dann häufig eine chronische Bronchitis. Das muss nicht zutreffend sein. Das Leiden schreitet voran. Es zeigen sich im ersten bis dritten Lebensjahr Schwerhörigkeit und Mängel bei den sprachlichen Fähigkeiten. Diese werden von den Kinderärzten oft mit der Schwerhörigkeit erklärt. Aber die Ursachen liegen tiefer und zeigen im Verlauf des Wachstums weitere Symptome. Bei Kindern im Alter von sieben bis zwölf Jahren können Unsicherheiten beim Laufen und erste geistige Beeinträchtigungen im Vergleich zu anderen Kindern auftreten.

Was mit dem Symptom Ohrenschmerzen begann, erweist sich als eine so genannte Seltene Krankheit. Bis zu deren Diagnose nach durchschnittlich acht besuchten Ärzten und rund fünf Jahren, in denen wertvolle Zeit zur Behandlung verloren geht, ist es ein Leidensweg für die Betroffenen und ein Horror für die Angehörigen.

Im beschriebenen Fall ist es eine Alpha-Mannosidose, die nach der Diagnose wirkungsvoll behandelt werden kann. Es gibt rund 8.000 Seltene Krankheiten. Weil sie in der Praxis nur selten vorkommen, ist die Ratlosigkeit der Ärzte verständlich. Und bei dem skizzierten Krankheitsverlauf sind auch die genannten Fehldiagnosen nachvollziehbar. Niemand vermutet einen Gendefekt mit einem Enzym-Mangel, der zu einer Ablagerung von Zucker in Organen und Geweben des Körpers und damit zu deren Schädigung führt.

Wenn Eltern Entwicklungsstörungen ihrer Kinder beobachten, die nicht diagnostiziert und behandelt werden können, sind Eigeninitiative und Beharrlichkeit gefordert. Bei rund vier Millionen Menschen, die in Deutschland an einer Seltenen Krankheit leiden, gibt es viele Erfahrungen, die man nutzen kann. Ein Netzwerk von Selbsthilfeorganisationen ist die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE), die Informationen und Unterstützung bei der Suche nach Ansprechpartnern für die richtige Diagnose liefert. Bei der Vermutung, dass es sich um genetische oder vererbbare Erkrankungen handelt, bietet die Gesellschaft für Mukopolysaccharidosen e. V. unter der Website www/mps-ev.de wertvolle Hilfe, um die Krankheit zu identifizieren.

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