tricoma – Die Zukunft des eCommerce: CEO Mario Alka und CTO David Selig im Interview

tricoma - Die Zukunft des eCommerce: CEO Mario Alka und CTO David Selig im Interview

tricoma AG – Die Zukunft des eCommerce

Welche Perspektive hat der Onlinehandel? Diese Frage stellen sich derzeit sicher Einige. Die Auswirkungen der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges sind überall zu spüren. Die Kaufkraft ist gesunken, Umsatzeinbußen sind die Folge. Diese Entwicklung macht auch in der Softwarebranche keinen Halt.

Es ist kein Geheimnis, dass Kündigungswellen über der IT-Branche hereinbrechen. Salesforce, SAP, Amazon – alle mussten Mitarbeiter entlassen. Da fällt es schwer zu glauben, dass es ein Unternehmen gibt, welches keine Mitarbeiter entlassen musste. Doch das gibt es! Während andere Unternehmen keinen anderen Ausweg mehr sahen, hat sich der ERP-Hersteller tricoma am Markt etabliert.
Das vollständig eigenkapitalfinanzierte Unternehmen setzt auf seine Software und Dienstleistungen rund um den eCommerce-Bereich. 30 Mitarbeiter unterstützen Unternehmen mit dem passenden Shopsystem von der Einrichtung, bis hin zum Versandhandel.

CEO Mario Alka und CTO David Selig von tricoma blicken zuversichtlich in die Zukunft des eCommerce. Wir haben beiden Geschäftsführern einige Fragen gestellt:

Wie haben Sie das Jahr 2022 aus Unternehmersicht erlebt?

„Wir wollen ehrlich sein – das letzte Jahr war nicht einfach. Die Auswirkungen der Krise haben tiefe Spuren hinterlassen. Eine Inflation war bzw. ist die Folge. Das erschwert alles. Jedoch haben wir uns nicht einschüchtern lassen und immer weiter gemacht. Den Kopf in den Sand zu stecken kam nie in Frage und wir haben immer 100% gegeben. Wir haben unser Ziel erreicht und mit dem Release von Maneta einen neuen Maßstab in der ERP-Softwarewelt geschaffen. Dennoch wird das Ganze von den geringeren Einnahmen als erwartet getrübt. Was jedoch kein Wunder bei der derzeitigen Inflationsrate und dem damit verbundenen Konsumrückgang ist.“

Im Vergleich zu den Vorjahren haben Sie also keine schwarzen Zahlen geschrieben. Wie haben Sie weiter gemacht?

„Natürlich haben wir wie immer weiter gemacht. Alle Abteilungen ziehen an einem Strang, um unsere Ziele zu erreichen. Letztes Jahr hat es leider nicht geklappt – Krisen sind nicht vorhersehbar. Wir sind gerade dabei die Jahresziele für 2023 zu definieren. In diesem Jahr werden wir uns wieder steigern und schwarze Zahlen schreiben. Auch wenn 2022 nicht das beste Jahr war, mussten wir keinen einzigen Mitarbeiter entlassen!“

Trotz Verlust haben Sie keine Mitarbeiter entlassen. Warum?

„Eine unserer großen Stärken ist, dass wir zu 100% eigenkapitalfinanziert sind. Dies schont natürlich die Liquidität. Also sahen wir uns nicht gezwungen, unsere Mitarbeiter zu entlassen. Warum? Weil die Ziele nicht erreicht wurden? Wir blicken in eine gemeinsame Zukunft mit besseren Zahlen. Wir arbeiten lösungsorientiert zusammen. Und wenn wir etwas schaffen, dann gemeinsam dieses Jahr noch besser zu machen und den eCommerce zu rocken!“

Wie wird sich der Markt in Zukunft entwickeln?

„Es wird mehr Wert auf Automatisierungsprozesse und die optimale Customer Journey gelegt werden. Diese findet mehr und mehr online statt, also wird es auch wichtig sein die passende Omnichannel-Strategie zu verfolgen. Es gibt viele Trends in diesem Jahr, die zeigen, dass es dem Kunden wichtig ist, dass er im Mittelpunkt steht. Aber auch für die Onlinehändler zeichnen sich Trends ab. Hier wird der Einsatz von KI enorm wichtig werden.“

Nennen Sie 3 Trends im eCommerce 2023, auf die Sie sich besonders freuen.

„Definitiv der weitere Einsatz künstlicher Intelligenz verbunden mit dem Machine Learning. Aber auch nicht nur das, sondern auch Kundenbindung. Unsere Kunden liegen uns sehr am Herzen und wir haben schon einige Success Storys geschrieben. Dieser Trend ist definitiv nicht kurzweilig und wir wollen ihn auch weiterhin verfolgen. Wenn wir uns noch einen dritten Punkt aussuchen, ist das Voice Commerce. Es macht zweifellos alles einfacher. Dies haben wir auch schon in unser ERP-System implementiert. Es ist einfacher, direkt die Diktierfunktion zu nutzen oder Sprachnachrichten zu versenden, als den Text händisch einzugeben. Das Feedback hierzu ist durchweg positiv – das bestärkt uns nochmal!“

KI ist also immer mehr auf dem Vormarsch – werden Sie als ERP-Softwarehersteller dann noch benötigt?

„Wir können natürlich nicht in die Glaskugel schauen, aber wir lehnen uns mal aus dem Fenster und sagen: Auf jeden Fall! Wir sehen es aktuell bei ChatGPT – diese künstliche Intelligenz kann einen Code schreiben. Aber sie ersetzt keinen Entwickler. Eine Software ist komplex, vielfältig. Wir sehen die KI als Chance, nicht als Bedrohung. Deshalb entwickeln wir tricoma stetig weiter und bauen Schnittstellen zu neuroflash oder ChatGPT in das System ein. Somit kann der Onlinehändler für seinen Artikel direkt eine automatische Produktbeschreibung generieren lassen. Man sollte sich nicht gegen die Entwicklung wehren, sondern mit ihr zusammenarbeiten.“

„Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um aufzuwachen und uns anzusehen, wo wir stehen und wohin wir gehen müssen, um unsere Ziele zu erreichen.“ Im YouTube-Video „Meinung: Jahresrückblick für 2022 und was uns die nächsten Jahre erwartet“ spricht Mario Alka kurz über die Highlights des vergangenen Jahres, wirft einen Blick auf das Kommende und gibt einige Pläne für die Zukunft bekannt.

Die Geschäftsführer von tricoma sind wahrhaftige Technik-Fans. CEO Mario Alka hat tricoma aus dem Kinderzimmer heraus programmiert und ein Unternehmen gegründet, welches bereits seit 16 Jahren am Markt besteht. Zusammen mit CTO David Selig entwickeln Sie tricoma stetig weiter. Die Ideen und der Enthusiasmus des ganzen Teams machen tricoma zu dem, was es heute ist: eine feste Größe im Warenwirtschafts- und ERP-Bereich. Mit tricoma finden Händler eine All-in-One Business Software, die zu ihrem Unternehmen passt und mit ihnen wächst.

Weitere Informationen unter: https://www.tricoma.de

YouTube-Video „Meinung: Jahresrückblick für 2022 und was uns die nächsten Jahre erwartet“: https://youtu.be/gLS3nxgXyXQ

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Kontakt
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09521 / 70 31 31-0
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Über 80 Prozent der Unternehmen treffen Entscheidungen auf Basis veralteter ERP-Daten

Fehlender Echtzeit-Zugriff führt nach einer Umfrage von Fivetran und Dimensional Research zu Fehlentscheidungen und Umsatzeinbußen

Über 80 Prozent der Unternehmen treffen Entscheidungen auf Basis veralteter ERP-Daten

(Bildquelle: @Fivetran)

München, 11. Mai 2022 – Ein datengetriebener Ansatz ist für Unternehmen in Zeiten der digitalen Transformation entscheidend. Eine globale Studie von Fivetran in Zusammenarbeit mit Dimensional Research zeigt jedoch, dass Unternehmen die passenden Daten zum richtigen Zeitpunkt zur Entscheidungsfindung fehlen. Fivetran (https://www.fivetran.com/), der führende Anbieter moderner Datenintegration macht dafür vor allem den mangelnden Echtzeit-Zugriff auf ERP-Systeme verantwortlich.

Herkömmliche ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) wie SAP- und Oracle-Datenbanken sind bei den Fortune-500-Unternehmen weit verbreitet. Trotzdem schaffen es nur sehr wenige Unternehmen, die darin gespeicherten Betriebsdaten für die Entscheidungsfindung gewinnbringend zu nutzen. Fast neun von zehn Unternehmen können keine Echtzeit-Erkenntnisse aus ihren ERP-Systemen gewinnen – und verspielen damit ihre Chance strategisch kluge Geschäftsentscheidungen zu treffen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie von Fivetran und Dimensional Research:

-86 Prozent der Unternehmen benötigen Zugang zu ERP-Echtzeitdaten, doch nur 23 Prozent verfügen über Systeme, mit denen dies möglich ist.
-82 Prozent der Unternehmensentscheidungen basieren auf veralteten Informationen.
-85 Prozent treffen auf Grund veralteter Daten Fehlentscheidungen und erleiden Umsatzeinbußen.
-99 Prozent der Unternehmen haben keinen konsistenten Zugang zu den in ihren ERP-Systemen gespeicherten Informationen.
-65 Prozent finden den Zugriff auf ERP-Daten schwierig und 78 Prozent verdächtigen den Softwareanbieter, den Datenzugriff absichtlich zu erschweren. Der komplizierte Zugang zu ERP-Daten ist für die Unternehmen spürbar: Geschäftsabläufe werden verlangsamt, falsche Entscheidungen getroffen und es kommt zu Umsatzeinbußen.

„Wenn Unternehmen wirklich einen datengesteuerten Ansatz verfolgen wollen, können sie ihre Entscheidungen nicht nur auf einen Bruchteil der Informationen oder auf veraltete Geschäftsdaten stützen“, sagt George Fraser, CEO von Fivetran. „Für die erfolgreiche Datennutzung ist ein aktueller und möglichst vollständiger Datensatz notwendig. Im Vorteil sind die Unternehmen, die schnell auf aktuelle Daten zugreifen und sie sofort nutzen können.“

Best Practices für datengetriebene Unternehmen

Um Daten effektiv nutzen zu können, müssen sie aber über unterschiedliche Systeme hinweg zugänglich sein – egal ob On-Premise oder in der Cloud. Klassische ERP-Systeme beinhalten wichtige Betriebsdaten mit Informationen zu Lieferketten und zur Fertigung, die mit anderen Daten z. B. aus dem Marketing und dem Vertrieb kombiniert werden. Nur mit einer solchen ganzheitlichen Sicht auf die Daten können Unternehmen auf aktuelle Markttrends reagieren.

Im Einzelhandel zum Beispiel liefert die Analyse von Vertriebs- und Marketingdaten wichtige Einblicke in aktuelle Markttrends – sowohl was Produkteigenschaften (z. B. Farbe, Stil) als auch geographische Vorlieben angeht. Die Daten lassen sich dann mit Produktions-, Bestands- und Lieferketteninformationen in ERP-Systemen vergleichen. Ein solcher datengetriebener Ansatz setzt einen vollumfänglichen Zugriff voraus – und zwar 24/7.

Fivetran unterstützt Unternehmen, einen unmittelbaren Echtzeit-Zugang zu ihren SAP-, Oracle- und anderen ERP-Daten sicherzustellen. Fivetrans Cloud-Data-Integration-Service verwaltet die Data Pipelines von weltweit führenden Unternehmen – egal ob Start-up oder Konzern. Die vorgefertigten Konnektoren passen sich automatisch an sich verändernde Schemata und APIs an. SaaS- und On-Premise-Datenquellen werden schnell zentralisiert und in leistungsstarke Cloud-Systeme übertragen. Dadurch können Unternehmen ihre betriebliche Effizienz steigern und die Datenanalyse für wichtige Geschäftsentscheidungen beschleunigen.

Der vollständige Bericht zur Studie steht ab sofort zum Download (https://get.fivetran.com/global-survey-of-erp-data-professionals-and-executives-registration.html) bereit.

Weitere Erkenntnisse zur Studie sind im Blog von Fivetran (https://www.fivetran.com/blog/new-research-the-high-cost-of-stale-erp-data) verfügbar.

Eine Infografik zur Studie befindet sich im Fivetran-Newsroom (https://drive.google.com/drive/folders/1ywd4w-v47K87zU98j7GZkQjBbfKpLCEo).

Bildmaterial zum Download: Auswirkungen fehlender ERP-Daten (https://www.dropbox.com/s/uvmu9zzts5p4y31/Fivetran_ERP_Daten_Auswirkungen_Grafik.png?dl=0)

Über Fivetran
Fivetran ist der weltweit führende Anbieter für moderne Datenintegration. Unsere Mission: den Zugriff auf Daten so einfach und zuverlässig zu machen wie Strom aus der Steckdose. Fivetran wurde für die Cloud entwickelt und ermöglicht es, Daten aus Hunderten von SaaS- und On-Premise-Datenquellen in Cloud-Destinationen zu zentralisieren und transformieren. Unternehmen weltweit – vom Global Player bis zum Start-up – nutzen Fivetran für moderne Analysen und mehr betriebliche Effizienz und können so datengestütztes Unternehmenswachstum vorantreiben. Fivetran hat seinen Hauptsitz in Oakland, Kalifornien, und verfügt über Niederlassungen auf der ganzen Welt. Der deutschsprachige Markt wird aus dem Büro in München betreut. Weitere Informationen finden Sie unter fivetran.com.

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Damit der Head of Tax ruhig schlafen kann

Wie steuert man Steuern im Zeitalter der Digitalisierung effizient und effektiv?

Damit der Head of Tax ruhig schlafen kann

(Bildquelle: Erwin Schönwälder, Langen)

Wir sprachen mit Juri Loch, Langen, über den Einfluss der Digitalisierung im Steuerbereich und Datenvalidierungen im Rahmen von Tax Compliance Management Systemen.

Frage: Welche Entwicklungen beobachten Sie derzeit im Zusammenhang mit der Datenverarbeitung im Steuerbereich und was sind die aktuellen Herausforderungen für Steuerabteilungen in diesem Zusammenhang?

Juri Loch: Ich bewege mich hauptsächlich „auf der IT-Seite“ von transaktionalen Steuerarten, hier insbesondere bei der Umsatzsteuer. Auf diesem Gebiet beobachte ich seit einiger Zeit einen großen Entwicklungsbedarf. Die Unternehmen sind darauf angewiesen, Ordnung in immer größer werdende Mengen von steuerlich relevanten Daten zu bringen. Dies ist eine internationale Entwicklung, die in Deutschland zuletzt mit dem Anwendungserlass zu §153 AO implementiert wurde. Dort ist die Einrichtung eines innerbetrieblichen Kontrollsystems beschrieben, als Prophylaxe gegen Vorsatz und Leichtfertigkeit. Es gibt dabei keine eindeutig verpflichtenden Anforderungen oder allgemeine Maßstäbe. Jedoch bestehen durchaus Anforderungen, dass ein IKS dokumentiert, gelebt und natürlich auch digitalisiert datentechnisch unterstützt werden soll. Über die – nicht gesetzlich, aber implizit – vorliegende Verpflichtung zur Einrichtung eines IKS weiten sich weltweit die Verpflichtungen aus, die mit digitalisierten Daten zu tun haben. Andere Länder sind teilweise weiter als Deutschland, zum Beispiel Italien mit dem E-Invoicing im B2B-Bereich, oder Spanien und Ungarn mit dem Real-Time oder Near-Real-Time Reporting. Die Kontrolle über die steuerlich relevanten Systemteile und Daten ist für die Unternehmen zu einem strategischen Thema geworden.

Frage: Mit welchen Herausforderungen sehen sich Ihrer Erfahrung nach die Steuerabteilungen der Unternehmen konfrontiert?

Juri Loch: Unter anderem bei Betriebsprüfungen zeigt sich beispielsweise in der Realität, dass die eigentlich erfolgsneutrale Umsatzsteuer durchaus zum erheblichen Kostenfaktor werden kann. Die Steuerabteilungen sind verantwortlich für die Steuer-Compliance. Sie haben jedoch oft weder Einblick in die systemseitige Abbildung der Geschäftsprozesse noch richtige Kontrolle über die steuerlich relevanten Daten. Bei immer größerer Arbeitsbelastung in international tätigen Unternehmen fehlt auch die Zeit, sich zum Beispiel in die relevanten Einstellungen in SAP einzuarbeiten.
Es ist keine Ausnahme mehr, dass ein Mitarbeiter monatlich 20 oder 30 Umsatzsteuer-Voranmeldungen vorbereiten muss. Das führt oft dazu, dass die Zahlen schlicht so übermittelt werden, wie sie aus dem System kommen. Die Validierung der Daten wird damit ausgelassen. Das verursacht Unmengen an Arbeit bei Jahreserklärungen. Im schlimmsten Fall werden die Fehler erst dann aufgedeckt, wenn der Betriebsprüfer im Haus ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Steuerabteilungen oftmals keinen Zugriff auf die relevanten Systemeinstellungen haben und in dieser Hinsicht auf die IT angewiesen sind. In letzter Zeit erschienen sehr viele Anbieter von sogenannten VAT-Healthchecks oder Validierungsprozessen, die – jeder für sich – meistens von einer „Best-in-class“-Lösung sprechen. Wie bei der Einrichtung eines Steuer-IKS gibt es hier jedoch keine wirklich verlässlichen Maßstäbe zur Beurteilung.

Frage: Welche Ansätze wählen die Unternehmen, um diesen Herausforderungen zu begegnen?

Juri Loch: Ich beobachte oft zwei Ansätze. Einerseits ist es die Erweiterung und Automatisierung von dem „was schon vorher da war“, also zum Beispiel Automatisierung von riesigen Excel-Tabellen, Dokumentation von vorhandenen Checks, die vorher schon angewendet wurden und ähnliches. Dieser Ansatz führt höchstens zu einer Entlastung der Mitarbeiter. Der Umfang der Prüfungshandlungen oder Einblick in die Funktionsweise der Systeme wird nicht erweitert, wäre aber sehr wichtig. Auf der anderen Seite sehe ich die Entwicklungen der Berater, die eigene Lösungen als Erweiterung der bisherigen Beratung anbieten. Diese Lösungen werden meistens individuell für einen Kunden implementiert. Hier entstehen allerdings sehr hohe Kosten – mir wurden von Kunden Projekte beschrieben, bei denen für 80.000 Euro zehn Datenchecks implementiert wurden. Der Umfang der implementierten Checks bei solchen Projekten ist in der Regel begrenzt auf die Erfahrungen der Berater. Die Aktualisierung und Erweiterung solcher Checks oder deren Anwendung zum Beispiel auf andere Gesellschaften im Konzern ist schwer und kostspielig.

Frage: Meinen Sie, dass die aktuellen Beratungsansätze überholt sind?

Juri Loch: Die aktuellen Beratungsansätze sind im Grunde alle richtig: es ist immer gut, mit etwas anzufangen. Die weitere Entwicklung wird aber unweigerlich dazu führen, dass die Inhalte von Datenmodellierung und -Validierung von konkreten Unternehmen und Systemen abstrahiert werden, um später nach ihrer Relevanz an alle betroffenen Unternehmen „verteilt“ zu werden. Jede derartige Entwicklung verlief so. Denken Sie an die Erfindung des elektrischen Lichts. Die ersten Installationen waren jeweils für ein Haus erbaut, waren entsprechend kostspielig und pflegeintensiv. Erst die Entwicklung von zentraler Stromerzeugung und -verteilung brachte den richtigen Durchbruch. Bezogen auf die Datenanalysen bedeutet das: Die spezifisch für einen Kunden erstellten Validierungssysteme waren ein guter Anfang. Richtig vollständig, zuverlässig und aktuell werden sie erst, wenn die Inhalte zentral erzeugt, verwaltet und nach ihrer Relevanz bei den Unternehmen angewendet werden.

Frage: Was muss getan werden, um wirklich zuverlässige Lösungen zu erhalten?

Juri Loch: Wenn ein Validierungssystem aus langjähriger Mandantenbeziehung entsteht, bei dem der Berater alle Risiken und Stolperfallen bei den Prozessen und Systemen des Kunden kennt, kann es durchaus für den Moment eine zuverlässige Lösung sein. Leider sind es meistens „Insel-Lösungen“. Wie eben mit Bezug auf das elektrische Licht beschrieben, dieses eine Haus wird schon gut ausgeleuchtet. Wenn der Kunde aber daneben ein weiteres Haus hat, wird die ganze Anlage dafür neu gebaut werden müssen. Ein solches System muss leicht an neue Anforderungen angepasst werden können, die zum Beispiel aus veränderten Situationen oder gesetzlichen Vorschriften „irgendwo auf der Welt“ resultieren, wie neulich BREXIT. Jede Anpassung und Erweiterung kosten dann sehr viel Aufwand und Geld. Um das zu erklären: denken Sie an die Virenscanner: die ersten Bedrohungen wurden damals separat für Unternehmen mit speziellen Lösungen abgewehrt, aber würden Sie heute einem Virenscanner-Anbieter vertrauen, der sagt, dass Ihr PC so speziell ist, dass er für Sie ein extra Programm schreiben muss? Virenscanner sind nur erfolgreich, wenn sie tausende oder Hunderttausende von Computern „betreuen“ und die aktuellen Erkenntnisse auf alle potenziell betroffenen Computer ausrollen. Das Gleiche gilt im Bereich der internationalen Steuer.

Frage: Was empfehlen Sie als Experte für Datentransformationen und Datenvalidierungen den Unternehmen auf dem Weg der Digitalisierung der Steuern?

Juri Loch: Die Unternehmen sollten bei der Planung und Implementierung von Schritten in Bezug auf Systeme und Daten folgende drei Aspekte beachten. Erstens muss immer daran gearbeitet werden, „wie die Steuern ins System kommen“. Das bedeutet, dass relevante Einstellungen, Systemlogik und Daten identifiziert werden müssen, um eine zuverlässige automatische Verarbeitung zu gewährleisten. Zum Beispiel eine richtige Steuerfindung für die Umsatzsteuer sollte alles an vorkommenden Geschäftsprozessen richtig abbilden, was legal richtig ist, und alles ausschließen, was legal nicht möglich ist. Konkret heißt dieser Ausschluss, dass zum Beispiel ein Auftrag systemseitig verhindert werden soll, der zu einer Registrierungsverpflichtung führt. Die Schaffung der richtigen Infrastruktur macht schon einen Großteil der Richtigstellung aus. Weiter sollte ein implementiertes System die Verantwortlichen möglichst selbständig handlungsfähig machen. Damit meine ich, dass die Steuerabteilung im Rahmen solcher Projekte das System und alles, was mit ihren Daten geschieht, vollkommen verstehen muss. Der Überblick und Durchblick bei den Systemeinstellungen und Datentransformationen und Validierungen muss die Steuerabteilung befähigen, selbst die weitere Konfiguration mitzugestalten. Und drittens sollte ein Head of Tax großes Augenmerk darauf legen, dass die implementierten Aspekte erweiterbar beziehungsweise wiederverwendbar sind. Ein System, bei dem eine neue umsatzsteuerliche Registrierung dazu führt, dass der externe Berater wieder für ein Projekt engagiert werden muss, ist schlecht.
Ich sehe immer wieder, dass Änderungen sich zumindest dem Muster nach wiederholen. Spanien und Ungarn waren sicher nicht die letzten Länder in Europa, die transaktionales Reporting eingeführt haben. Auch wenn die geforderten Strukturen der Nachrichten und die Übermittlungsformen sich sehr unterscheiden, es geht „um das Gleiche“: Für diese beiden Reportings nutzen unsere Kunden die Infrastruktur in einem Tool, mit lediglich angepassten Inhalten und Übermittlungsart.

Frage: Wie wird sich die Situation Ihrer Einschätzung nach weiterentwickeln?

Juri Loch: Es wird sehr spannend! Vor allem von den Finanzverwaltungen erwarte ich, dass sie immer weiter „aufrüsten“. Selbst wenn die Digitalisierung in der Finanzverwaltung bisher etwas schwerfälliger zu sein scheint als in der Industrie, es geht voran. Neben dem üblichen IDEA sind zum Beispiel in Deutschland auch neuere Werkzeuge wie Power BI im Einsatz, und die Betriebsprüfer gehen sehr geschickt damit um. Im Übrigen habe ich schon vor zehn Jahren Normalverteilungen und Konfidenzintervalle in Prüfungsanfragen gesehen. Man muss auch bedenken, dass die Prüfungen verzögert stattfinden. Ich begleite jetzt teilweise Mandanten bei Betriebsprüfungen über die Jahre 2013 oder 2015. Stellen Sie sich vor, was alles zum Arsenal der Finanzverwaltung gehören wird, wenn die Rechnungen von heute in fünf bis sechs Jahren im Prüfungszeitraum liegen. Der angepeilte Zeitpunkt für die Richtigstellung der Systeme und Daten ist also spätestens sofort.
Die Unternehmen werden jedenfalls gezwungen sein, Kontrolle über die IT-Seite ihrer Steuern zu erlangen, das heißt bereits vor der Betriebsprüfung sicher zu sein. Bei der Heterogenität der verschiedenen Risiken oder Fehlerquellen wird es nicht möglich sein, dass jeder „sein Rad neu erfindet“, oder – noch schlimmer – erfinden lässt. Generische Ansätze bei der Datenmodellierung und -verarbeitung werden sich durchsetzen, mit Anwendungs-Portabilität innerhalb hinreichend homogener Cluster: Wenn ein Unternehmen in Reihengeschäfte involviert ist, ist es egal, ob es mit Büroklammern oder Steaks handelt, die systemseitige Abbildung dürfte ähnlich aussehen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich sage nicht, dass alle Datenanalysen „out-of-the-box“ funktionieren werden, es geht darum, durch Austausch und Wiederverwendbarkeit von Mustern „von vielen für viele“ das jeweils Richtige zuzuordnen. Insel-Lösungen werden da auf Dauer nicht mithalten können. Wer jetzt nicht auf eine generische Lösung hinarbeitet, wird sich mittelfristig in den verschiedenen Lösungen verlaufen und verliert erst recht die Kontrolle über die Daten und das Vertrauen der Finanzverwaltung. Über die Folgen zu sprechen, bin ich nicht der Richtige, dafür gibt es Steuerberater und Steuerstrafrechtler…

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview und die tiefen Einblicke in die Welt der steuerlichen Daten.

Juri Loch ist Top-Experte für die IT-Seite der transaktionalen Steuern.
Seit über zehn Jahren berät er Unternehmen im Zusammenhang mit der systemseitigen Abbildung und Verarbeitung von steuerlich relevanten Aspekten. Er hat umfangreiche Erfahrungen in der Beratung (Big 4, Steuerberatung) sowie auch in der Steuerabteilung eines großen internationalen Konzerns. Den Kernpunkt seiner Beratung bilden die Aufbereitung und Validierung von steuerlich relevanten Daten.
Seine Kunden sind große Steuer- und Wirtschaftsberatungen sowie internationale Konzerne mit komplexen umsatzsteuerlichen Geschäftsprozessen und multiplen Registrierungen.
Technische Begleitung von internationalen Mandanten bei Betriebsprüfungen oder im Rahmen von Deklarationsvorbereitungen gehören zu seinem Alltag. Er erfindet, konzipiert und entwickelt Tools zur Verarbeitung von Steuerdaten, die zum Beispiel Reporting-Verpflichtungen erfüllen (z.B. Datenaufbereitung für Umsatzsteuer-Compliance-Zwecke, Real-Time-Reporting in Ungarn oder SII in Spanien). Ferner gehört die Analyse und Einrichtung von steuerlich relevanten Einstellungen in ERP Systemen zu seinen Hauptkompetenzen, um komplexe umsatzsteuerliche Geschäftsprozesse abzubilden.

Mit der Tailored Tax Technology UG, die Juri Loch 2019 gegründet hat, bietet er präzise maßgeschneiderte Lösungen, die das Leben der Steuerabteilungen von international agierenden Unternehmen sicherer und einfacher machen. Den größten Wert legt er dabei darauf, mit den Kunden und nicht nur für die Kunden zu arbeiten, sie unabhängig von der Beratung zu machen und zu befähigen, ihre Steuern selbst zu steuern.

Kontakt
Tailored tax technology UG (haftungsbeschränkt)
Juri Loch
Elisabeth-Selbert-Allee 14
63225 Langen (Hessen)
06103 5998174
juri.loch@tailored-tax.eu
http://tailored-tax.eu