Immobilien sollen 2020 ein attraktiver Anlagegegenstand bleiben
Immobilien werden auch 2020 trotz starker politischer und wirtschaftlicher Gegenwinde ein attraktives Anlageobjekt bleiben, wie die neuesten Untersuchungen von PwC und ULI (Urban Land Institute) ergeben haben.
Laut dem neuesten Bericht Emerging Trends in Real Estate Europe 2020 vertrauen die europäischen Vermögensverwalter weiterhin auf Immobilien als attraktive und gefragte Anlageklasse, trotz politischer und wirtschaftlicher Instabilität auf dem gesamten Kontinent.
Der Bericht ergab, dass die Immobilienerträge bei länger anhaltend niedrigen Zinsen und Anleiherenditen in vielen europäischen Ländern im negativen Bereich ihre breite Attraktivität für Investoren behalten haben, insbesondere im Vergleich zu anderen Anlageklassen. Er besagt auch, dass Eigenkapital und Fremdkapital für die meisten Immobiliensektoren weiterhin reichlich vorhanden sein dürften. Hinzu kommt die weit reichende Wohnraumförderung in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Obwohl es in ganz Europa anhaltende politische Spannungen gibt – von Brexit bis zu den katalanischen Protesten -, die das Wirtschaftswachstum stagnieren lassen, gibt es gleichzeitig wenig Anzeichen von Selbstzufriedenheit. Die inhärenten Risiken in einem spätzyklischen Markt liegen aktuell über historischen Niveaus.
Die Marktteilnehmer achten unter Berücksichtigung politischer und wirtschaftlicher Faktoren darauf, wie sie Kapital einsetzen, wobei sie sich auf Städte konzentrieren, die Liquidität und Stabilität bieten.
Die Suche nach sicheren, stabilen Erträgen erklärt das anhaltend starke Interesse von Investoren, die weiterhin große Mengen an Kapital in Immobilien investieren, insbesondere im Vergleich zu anderen Anlageklassen.
Gleichzeitig ist der Eintritt in das neue Jahrzehnt dadurch gekennzeichnet, dass viel mehr Marktteilnehmer strategisch über das größere Investitionsbild nachdenken, in dem gemischte Nutzung, intelligente Mobilität, Dichte und stärkere Nutzung von Technologie für den Erfolg von Standorten, in die sie investieren, entscheidend sind.
Der jährlich von ULI und PwC veröffentlichte Bericht basiert auf den Meinungen von mehr als 900 Immobilienfachleuten in ganz Europa, darunter Investoren, Entwickler, Kreditgeber und Berater.
Im Geschäftsumfeld dominiert Vorsicht
Der vorstehend skizzierte positive, aber vorsichtige Ansatz ist trotz einiger allgemeiner geopolitischer Bedenken und spezifischer Branchenherausforderungen gegeben.
Über zwei Drittel der Befragten, also mehr als im Vorjahr, gehen davon aus, dass steigende Baukosten im Jahr 2020 die größten Auswirkungen auf ihr Geschäft haben werden.
Dies ist besonders wichtig für diejenigen Investoren, die sich bei der Beschaffung von Assets auf eine Build-to-Core-Strategie verlassen.
Unterdessen bleibt auch der Mangel an erschwinglichem Wohnraum ein Bereich, der Anlass zur Sorge und Gelegenheit gibt. 61 % der Befragten glauben, dass sich das Problem in den nächsten fünf Jahren verschärfen wird, ein starker Anstieg gegenüber dem Vorjahr.
Die internationale und europäische politische Instabilität überschattet auf Makroebene die Branche und wurde von 81 % bzw. 70 % der Befragten als zentrale Anliegen eingestuft.
Fast 60 % waren auch besorgt über die nationale Politik, ein spürbarer Anstieg gegenüber dem Vorjahr und Auswirkungen auf die Stimmung der Anleger insbesondere gegenüber dem Vereinigten Königreich und den deutschen Märkten.
Trotz Unsicherheit, Brexit-Effekt und steigender Baukosten gehen die Experten für 2020 weiterhin von einem aktiven Markt aus.
Die Anleger ziehen eindeutig Trost aus der Entscheidung der Zentralbanken, die Zinssätze beizubehalten oder zu senken – eine deutliche Stimmungsänderung gegenüber dem letztjährigen Bericht und wahrscheinlich der größte Faktor, der den relativen Optimismus unterstützt, der sich aus den diesjährigen Interviews ergab.
Der Bericht spiegelte auch das zunehmende Bewusstsein für Umweltfragen wider, wobei mehr als zwei Drittel der Befragten ihre Besorgnis über die Auswirkungen von Umweltfragen auf ihr Unternehmen zum Ausdruck brachten.
Die Investmentmanager reagierten auf den Druck institutioneller Investoren, die Initiativen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance zu verstärken, während andere mit Emissionsminderungszielen kämpften, die sich aus der wachsenden Regulierung ergeben, um ihre Entwicklungen und Investitionen zukunftssicher gegen die Anforderungen des Pariser Abkommens zu machen.
Darüber hinaus hob der Bericht ein stärkeres Bewusstsein für Klimarisiken hervor. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass das Risiko des Klimawandels in ihrem Portfolio gestiegen ist, während 73 % erwarteten, dass dieses Risiko in den nächsten fünf Jahren größer wird.
Wohnungsbauinvestitionen dominieren
Der Bericht ergab, dass Wohnen wieder einmal die Investitionsrangliste dominiert und sechs der Top-10-Positionen belegt.
Während viele wohnungsbezogene Teilbereiche – darunter Alters- oder Betreutes Wohnen, Co-Living, Studentenwohnen, erschwingliches Wohnen und gemietete Wohnimmobilien – operativ komplexer sind, gelten sie als sicher und durch eine starke demografische Nachfrage gestützt.
Angesichts des starken Strukturwandels in einer Reihe von Immobiliensektoren ist es nicht verwunderlich, dass viele Befragte die Investition zu diesem Zeitpunkt des Zyklus als solide und defensive Strategie betrachten, da der antizyklische Charakter von Wohnraum durch langfristige Urbanisierung und demografische Trends unterstützt wird.
Aber es scheint auch eine wachsende Erkenntnis unter den Branchenteilnehmern zu geben, dass die erhöhte Komplexität und das erhöhte operationelle Risiko, das sich aus der Einbeziehung des Endverbrauchers und seiner sich entwickelnden Anforderungen ergibt, es wert sind, ergriffen zu werden, um die angestrebten Renditen zu erreichen.
Branchenausblick 2020 – Top Ten
Gesamtwertung
- Logistikeinrichtungen
- Ruhestand / Betreutes Wohnen
- Co-Living
- Private Mietwohnungen
- Studentenwohnheime
- Erschwingliches Wohnen
- Gesundheitswesen
- Rechenzentren
- Serviced Apartments
- Flexibilitäts-/Dienstleistungsbüros und Kooperationen
Wo rangieren die europäischen Städte bei den Investitions- und Entwicklungsperspektiven?
Der Bericht zeigt, dass die Stadtrankings im diesjährigen Bericht sowohl die Vorsicht als auch die Chancen widerspiegeln, die den Markt antreiben, mit einem Fokus auf Städte, von denen angenommen wird, dass sie Liquidität und Stabilität bieten.
Paris steht 2020 ganz oben auf der Favoritenliste der potenziellen Kunden, wobei die Investoren von Brexit, den Olympischen Spielen 2024 und vor allem dem Projekt Grand Paris ausgehen.
Alle untersuchten deutschen Städte (Berlin, Frankfurt, München und Hamburg) gehören ebenfalls zu den Top 10, wobei die Fundamentaldaten dieser Märkte als „recht gesund“ beurteilt werden und die Sorgen um die deutsche Wirtschaft verdrängen.
Ebenso wirkt sich eine gute Angebots-/Nachfragedynamik zugunsten anderer Top-10-Städte wie Amsterdam und Madrid aus.
London belegte trotz der anhaltenden und scheinbar chronischen Unsicherheit von Brexit in diesem Jahr den vierten Platz auf der Liste, wobei ein Drittel der Befragten die Aussichten der britischen Hauptstadt mit „gut“ oder „sehr gut“ und ein weiteres Drittel sie als „fair“ bewertete.
In anderen britischen Städten jedoch, trotz leistungsstarker zentraler Geschäftsviertel, treffen die Auswirkungen der Unsicherheit von Brexit stärker zu. So finden sich Manchester, Birmingham und Edinburgh alle in der unteren Hälfte auf den Plätzen 23, 24 und 25.
Gesamtaussichten für die europäischen Städte 2020
Gesamtwertung
- Paris
- Berlin
- Frankfurt
- London
- Madrid
- Amsterdam
- München
- Hamburg
- Barcelona
- Lissabon
Urbane Mobilität als Schlüssel zur Zukunft
Der Bericht Emerging Trends analysiert auch, wie der verstärkte Einsatz intelligenter Mobilitätslösungen als wesentlich für den Erfolg und das Wachstumspotenzial der europäischen Städte angesehen wird.
Etwa 80 % der Befragten geben an, dass Veränderungen bei neu entstehenden Mobilitäts-/Infrastrukturlösungen eine Rolle bei ihren Investitionsentscheidungen spielen.
Der wichtigste Faktor bei der Auswahl der Städte ist die Verkehrsanbindung mit neuen Lösungen vom Roller über Carsharing bis hin zu automatisierten Fahrzeugen, die das Potenzial haben zu ändern, welche Gebäude und Stadtteile von Immobilieninvestoren und -entwicklern als am wertvollsten angesehen werden.
Die Branchenführer glauben, dass er auch die Attraktivität der gemischten Entwicklung – die für Vorhaben im Vereinigten Königreich immer beliebter wird – verstärken wird, während etablierte Prinzipien wie Dichte, feste oder einmalige Gebäude und das traditionelle Hub-and-Spoke-Modell für die Stadtplanung in Frage gestellt werden.
Neue Mobilitätslösungen geben Städten die Möglichkeit, sich durch eine verbesserte und nachhaltigere Vernetzung zu profilieren. Gleichzeitig demokratisiert das breitere Spektrum an öffentlichen und privaten Verkehrslösungen die Mobilität und gibt Immobilieninvestoren mehr Einfluss darauf, wie gut ihre Projekte vernetzt sind und welche Auswirkungen dies auf den Wert hat.
Immobilienfinanzierung in Deutschland - Swiss Equity magazin
[…] 2018 veranstaltete die Bundesregierung unter Protesten gegen die steigenden Kosten für den Kauf und die Miete von Wohnungen in Großstädten einen […]